NICHT SCHULDIG

Kennst du das Gefühl auch, dass wenn jemand anderes einen Fehler macht, dann sind wir schnell dabei, dieser Person zu verzeihen. Wir finden es gar nicht so schlimm, weil wir großzügig und mitfühlend mit dem anderen sind. Wir haben Verständnis – gar kein Problem. Es fällt uns leicht, weil es ja auch hier nicht um uns geht.

Aber was ist, wenn es uns selbst betrifft? Dann wären wir doch lieber jemand anderes! Denn mit uns selbst gehen wir natürlich richtig hart ins Gericht. Da nehmen wir kein Blatt vor den Mund und wenn wir uns wirklich mal bewusst dabei zuhören würden, was wir uns da alles an den Kopf werfen, fänden wir uns auch gar nicht mehr nett und alles andere als höflich. Wenn wir dann gerade auch noch ganz weit von dem Gefühl von Fülle und Liebe entfernt sind, dann geben wir uns gerne gleich auch noch die Schuld für das Versagen anderer. Klar, wenn das eigene Kind in der Schule schlecht ist, sind wir Mütter natürlich Schuld daran, weil schließlich waren wir dann einfach keine gute Mutter oder wenn es dem Partner nicht gut geht, klar, dann übernehmen wir gerne auch dafür die Verantwortung. Wo kämen wir auch hin, die Verantwortung für das Wohlergehen anderer nicht auch noch zu übernehmen?

Bepackt mit all diesen Schuldgefühlen und ständigem Vergleichen und Bewerten, sind wir quasi die ganze Zeit damit beschäftigt, uns schuldig, nicht gut genug und für alles verantwortlich zu fühlen. Und dann wollen wir noch unseren hohen Maßstäben gerecht werden. Puuh! Wer soll da noch mithalten können? Geschweige denn allen Erwartungen gerecht werden? Wie soll das funktionieren?

Das kann gar nicht funktionieren, egal wie wir uns auch anstrengen! Daher ist es unabdingbar, dass wir einen deutlichen Unterschied zwischen Eigenverantwortung und Schuld machen. Wir sind nicht schuldig, auch wenn wir das vielleicht so gelernt haben. Klar machen wir Fehler und das ist auch gut so. Wir können daraus lernen, wenn wir dafür Eigenverantwortung übernehmen. Wir können durch unser Scheitern und unsere Fehler wachsen. Aber das kann uns nur gelingen, wenn wir uns für unsere Fehler nicht schuldig fühlen. Denn wir sind nicht schuldig.

Also übernimm die alleinige Verantwortung für dein Fühlen, Denken und Handeln, aber fühle dich nicht verantwortlich für das Glück anderer und fühle dich schon gar nicht schuldig, wenn es nicht so läuft, wie du oder andere es gerne hätten. Schaue hin und frage dich, was dir daran nicht gefällt und wieso das so ist und dann überlege dir, wie du beim nächsten Mal erreichen kannst, was du dir wünscht. Dazu ist es wichtig, dass du dir erst einmal klar machst, was du möchtest, so dass du dann alles dafür tun kannst, um beim nächsten Mal dein Ziel auch wirklich zu erreichen. Gib die Verantwortung dafür nicht an andere ab, dann brauchst du nachher auch nicht die Schuld für das Nicht-Gelingen zu übernehmen.

Eigenverantwortung bedeutet, sich zu fragen, was man möchte und sich dann zu überlegen, wie man es erreichen kann. Wenn wir uns quasi ziellos treiben lassen, darauf hoffen, dass der andere schon alles dafür tut, dass alles so passieren wird, wie wir es gerne hätten, fühlen wir uns hinterher nur schuldig. Wenn wir aber wissen, was wir wollen und wirklich unser Bestes geben und es dann trotz allem nicht ganz so gut gelaufen ist, wie wir uns das vorgestellt hatten, dann spüren wir keine Schuld, sondern werden fühlen, dass der Weg oder Moment vielleicht einfach nicht der richtige war – was aber gar nicht schlimm ist. Wenn wir Verständnis für das Scheitern anderer aufbringen können, dann sollte uns das für uns doch auch möglich sein. Versuche es! Verzeihe dir, habe Mitgefühl mit dir und erkenne an, was dir alles gelingt.

Denn du bist alles, was dich ausmacht. Du bist all deine Erfolge und all deine Fehler. Du bist strahlender Sonnenschein und tiefe Dunkelheit. Du bist stark und verletzlich. Du bist.

In Liebe, Eva